Wir wollen uns in diesem Beitrag mit dem Thema Angst beschäftigen. Momentan ist viel Angst im Feld und diese wird durch die Darstellung in den Medien noch befeuert. Wie viele gute Nachrichten siehst, hörst oder liest Du an einem Tag? Und wie viele negative? Mit Sicherheit überwiegen die negativen. Und je mehr Du Dich davon berühren lässt, je mehr Du konsumierst, desto größer wird tendenziell Deine Angst vor der Zukunft. Menschen sind durch Angst leichter zu lenken. Die Angst macht eng und zerstört das Vertrauen in unsere eigene Wirkmacht und in andere Menschen. Wir gehen in das Trennungsbewusstsein und geben unsere Verantwortung ab an höhere Mächte. Politiker, Regierungen, Konzerne sollen es richten. Ich als einzelner Mensch (Trennungsbewusstsein) bin bedeutungslos und kann sowieso nichts erreichen.

Angst aus spiritueller Sicht
In spirituellen Kreisen wird von der Angstmatrix gesprochen, die immer weiter durch die Berichterstattung befeuert wird. Nur durch die Lösung aus dieser Angstmatrix können wir wieder ein Einheitsbewusstsein herstellen. Das soll heißen, wir sind in der Liebe zu uns selbst und zu unseren Mitmenschen, zur Erde und zu allen Wesen. Unsere Handlungen werden durch Mitgefühl und Liebe gelenkt in der Absicht, dass es allen gut gehen möge. Wenn wir uns in den Augen des Anderen sehen, also die Verbundenheit erkennen, sind wir nicht mehr in der Lage, jemand anderem Schaden zuzufügen. Es wäre gleichbedeutend mit einer Selbstverletzung.
In vielen spirituellen Beiträgen über Podcasts und generell im Internet wird dazu geraten, die Angstmatrix zu verlassen und in die Liebe zu gehen. Gut und schön, aber Deine Ängste sind trotzdem da und Verdrängung hilft bekanntlich nicht weiter. Also gehe nicht einfach in einem Licht- und Liebe-Positivismus darüber hinweg. Nur das, was angesehen, akzeptiert und angenommen wird, kann sich wandeln.
Sinn der Angst
Doch gehen wir mit unseren Ängsten um, die uns manchmal überfallen? Lass uns einmal den grundlegenden Sinn der Angst erforschen.
Zunächst ist da Stress in einer herausfordernden Situation. Dieser ist evolutionär bedingt und sinnvoll, weil der Körper seine Kräfte mobilisiert, um entweder zu kämpfen oder zu flüchten. Das sympathische Nervensystem wird aktiviert, der Blutdruck steigt und bestimmte Hormone werden ausgeschüttet. Falls Kampf oder Flucht nicht möglich sind, gerät der Körper in den Zustand der Erstarrung, also eines Totstellreflexes. Ohne die Auflösung der Erstarrung (z.B. durch sog. neurogenes Zittern) bleiben die bereitgestellten Energien im Körper. Je öfter sich solche Zustände wiederholen - z.B. durch sexuelle, physische und oder psychische Gewalt - können psychische und physische Erkrankungen die Folge sein. Diese Begebenheiten werden als unverarbeitete Traumata bezeichnet. Bei Interesse kannst Du Dich gerne weiter über Trauma und Traumafolgestörungen in der Literatur, im Internet und über Podcasts informieren.
Die Angst ist ein Aspekt davon und sie entsteht, weil die herausfordernde/traumatische Situation mit den vorhandenen Ressourcen nicht bewältigt werden kann. Durch Wiederholung und der wiederkehrenden Erfahrung von Hilflosigkeit und fehlender Wirkmächtigkeit verfestigt sich der Glaubenssatz "ich kann nichts tun". Damit wird die Angst ein ständiger Begleiter und immer wieder aktiviert, möglicherweise auch in scheinbar belanglosen Situationen. Irgendetwas triggert die Angst immer wieder an. Wenn Du vermutest, unter den Folgen unverarbeiteter Traumata zu leiden, empfehle ich Dir therapeutische Hilfe. Wie auch schon in einem anderen Blogbeitrag erwähnt, sind die Podcasts von Verena König ein guter Einstieg für weiterführende Informationen. Außerdem gibt es auf ihrer Website ein Verzeichnis traumasensibler Begleiter:Innen
Was kannst Du tun?
Ich beziehe mich hier auf Ängste, von denen Du annimmst, sie auch ohne intensive Hilfe bewältigen zu können. Ziel sollte sein, dass sich die konkrete Angst nicht mehr zeigt in Situationen, in denen sie objektiv nicht notwendig ist. Dass sie also ihren - zum jetzigen Zeitpunkt - dysfunktionalen Charakter verliert. Ich möchte hier nur eine einzige Idee vorstellen die Dich anregen darf, selbst zu forschen.
Wahrnehmung
Wenn Du ein unangenehmes Gefühl wahrnimmst geht es zunächst darum, es zu erkennen und zu benennen. Begib Dich dazu erst mal in Deinen Körper und spüre wo und wie Du es wahrnimmst. Vielleicht ist es Dir auch gar nicht möglich, das Gefühl klar zu identifizieren. Bei Angst ist das noch relativ einfach: sie ist unangenehm, geht mit erhöhtem Herzschlag einher, vielleicht Schwitzen, dem Drang, zur Toilette zu gehen. Der Körper reagiert also mit der Aktivierung seiner Ressourcen, um in einer Stresssituation zu kämpfen oder zu flüchten. Wie Du bereits weißt, ist das eine natürliche Reaktion und Du kannst Deinem Körper dafür dankbar sein.
Beruhigung
Nimm erst mal einige tiefe Atemzüge, um Dich etwas zu beruhigen. Verbinde Dich mit der Erde, indem Du imaginär Wurzeln hinein wachsen lässt. Gehe dabei liebevoll mit Dir um und versuche nicht, die Angst weg zu schieben. Sie mag in diesem Moment dysfunktional sein, hat aber immer wieder die Absicht, Dich vor Gefahren zu warnen. Wenn es Dir in diesem Moment nicht gelingt weil Du zu aufgewühlt bist, dann ist es okay, erst mal gut für Dich zu sorgen und Dich weiter zu beruhigen. Ansonsten spüre jetzt mal genau (oder zu einem späteren Zeitpunkt), wo Deine Angst im Körper sitzt. Nimm sie wahr in einer wohlwollenden und - wenn es Dir gelingt - dankbaren Haltung. Denke daran, sie will dich warnen! Lass Dir Zeit in Deinem Erspüren.
Personifizierung
Und dann stell Dir vor, die Angst hätte eine Gestalt, ein Gesicht, wäre ein lebendiges Wesen. Was nimmst Du jetzt wahr in allen Einzelheiten? Kannst Du die Gestalt sehen? Hörst, riechst oder schmeckst Du etwas? Was fühlst Du jetzt? Bedanke Dich für Deine Wahrnehmungen. Dankbarkeit ist ein "Ja" zu Deinen Wahrnehmungen, eine Annahme dessen was ist. Dieses Annehmen führt Dich weiter, erlaubt allem, was im Moment integriert werden kann, sich zu zeigen. Wenn Du nun eine Gestalt erkennen kannst, lass Dir auch da Zeit, sie mit allen Sinnen wahrzunehmen. Wie sieht sie aus, ähnelt sie jemandem, den Du kennst? Welchen Gesichtsausdruck hat sie? Trägt sie Kleidung und wenn ja welche? Zeigt sie sich als Tier oder Phantasiewesen? Bedanke Dich auch bei ihr, dass sie sich zeigt. Und jetzt bitte sie, mit Dir in einen Dialog zu gehen. Warte auf ein Zeichen, ob sie bereit ist und bedanke Dich auch dafür.
Dankbarkeit - wichtig!
Ich werde die Dankbarkeit jetzt nicht mehr weiter erwähnen. Es ist auf jeden Fall wichtig, dass Du nach jedem weiteren Schritt diese Dankbarkeit zum Ausdruck bringst. Stell Dir das vor wie den Weg zu einem verborgenen Schatz durch ein wunderschönes Gebäude mit vielen verschlossenen Türen. Die Dankbarkeit ist der Schlüssel, der jede Tür öffnet und Dich letztendlich zu dem Schatz führt.
Dialog mit der Angst
Und jetzt frage dieses Angst-Wesen alles, was Du über die Angst in Bezug zu Dir wissen möchtest. Auch da: sei achtsam, liebe- und respektvoll. Und immer in der Haltung, dass die Angst Dich grundsätzlich schützen möchte. Frage z.B., was das ursprünglich war. In welcher Situation ist die Angst erstmalig da gewesen? Warum zeigt sie sich jetzt immer noch und was veranlasst sie jeweils, sich zu zeigen? Vielleicht bekommst Du nicht in der ersten Kontaktaufnahme alle Antworten die Du möchtest. Es ist wie bei einer Person die Du zwar vom Ansehen kennst, mit der Du aber bis jetzt keinen Kontakt haben wolltest, die Du sogar abgelehnt hast. Auch da geschieht eine Annäherung langsam und vorsichtig und es braucht Zeit, Vertrauen aufzubauen.
Veränderung und Auflösung
Du wirst idealerweise feststellen, dass die Kontaktaufnahme immer leichter gelingt. Auch eine Veränderung des Angst-Wesens ist wahrscheinlich. Ziel ist es, die Angst davon zu überzeugen, dass Du ihre Warnung in bestimmten Situationen nicht mehr brauchst. Du kannst Dir auch noch weitere Deiner innere Anteile mit in dieses Gespräch holen. Vielleicht braucht es einen Vermittler zwischen Euch, einen Schutz für Dich, o.ä.. Sei kreativ und folge Deinen Impulsen! Und sehr wichtig: zwinge Dich zu nichts! Wenn es nicht klappt mit dem Kontakt, brauchst Du zusätzliche Hilfe. Vielleicht kannst Du eine vertraute Person bei diesem Vorgehen an Deine Seite bitte. Wenn auch das nicht reicht, begib Dich in professionelle Hände. Es ist nämlich möglich, dass Du die Angst zunächst unterschätzt hast und sich ein großes Fass öffnet. Du hast nicht versagt in Deinen Bemühungen! Du warst sehr mutig, indem du Dich Deiner Angst gestellt hast. Und jetzt ist es an der Zeit, mutig weitere Unterstützung zu holen.
Schlusswort
Ich hoffe, diese Übung hat Dir weiter geholfen auf Deinem Weg zu mehr innerer Freiheit, Lebensfreude und Wirkmächtigkeit! Auch ich bin auf dieser Reise gerne für Dich da, wenn Dich mir anvertrauen möchtest.
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