Weiblich und männlich im Einklang

Hast Du Dich schon mal gefragt, was Weiblichkeit und Männlichkeit für Dich bedeuten? Wie lebst Du Deine Weiblichkeit oder Männlichkeit? Wie fühlst Du Dich damit? Jeder Mensch hat unabhängig von seinem biologischen Geschlecht weibliche und männliche Anteile in sich und spiegelt damit die äußere Welt. Und ebenso wie im Außen ist es auch im Innen - also in Dir - wichtig, dass beide Teile im Einklang gelebt werden. Wie nimmst Du das in der äußeren Welt wahr? Wird dort das weibliche und das männliche Potential ausgeglichen gelebt?  Und wie ist es in Dir? 

Lass uns zunächst einmal schauen, was jeweils die männliche und was die weibliche Energie beinhaltet.

Weiblichkeit ist mit Empfangen, Hingabe, gebärender und nährender Energie zu beschreiben. Sie steht für Intuition, Fließen, das Dunkle, Geheimnisvolle, die Transformation. Sie gibt Geborgenheit in einer warmen Höhle wie im Mutterleib. Ihre Kraft erwächst aus der Fähigkeit, ins Dunkle einzutauchen, sich der Dunkelheit hinzugeben und die Transformation intuitiv zu durchleben. 

Männlichkeit ist das zielgerichtete, klare, fokussierte Vorgehen durch den rationalen Verstand gesteuert. Die Männlichkeit separiert zunächst in einzelne Teile um das Ziel schrittweise angehen zu können. Sie bietet Schutz und Sicherheit durch die klare, durchsetzungsstarke Führung zum Ziel hin.

Wie werden Männlichkeit und Weiblichkeit derzeit in der Gesellschaft gelebt?

Seit Jahrtausenden steht das Patriarchat im Vordergrund. Die männliche Seite hat die alleinige Macht übernommen. Es herrscht nicht mehr ein Miteinander, sondern Konkurrenzdenken aus dem Mangel heraus. Aus Angst, dass nicht genügend für alle da ist. Nur in Gruppierungen wird noch füreinander gehandelt und oft nicht einmal da. Das Trennungsbewusstsein teilt ein in Länder, in Parteien, in reich und arm, in Menschen unterschiedlicher Hautfarbe, in ein "wir" und in "die Anderen, die Fremden". Wo früher das Einteilen der Klarheit diente, dient es heute der Ausgrenzung. Ich muss mich vor dem Fremden schützen weil es mir etwas wegnehmen will. Die Trennung spaltet; nicht, um wieder zusammen zu führen, sondern um dem Egoismus zu dienen. Mitgefühl für andere findet nur in der eigenen Gruppe statt. Und da es immer wieder Überschneidungen gibt, werden die Unsicherheiten bezüglich der Zugehörigkeiten immer größer, die Verwirrung immer mehr. 

Aus dem Konkurrenzdenken ist auch das Leistungsprinzip entstanden: nur wenn ich hart arbeite, mich anstrenge, bin ich gut und habe genug zum Leben, werde ich anerkannt und habe Macht über andere. Nur durch Leistung und Macht gewinne ich Sicherheit. Mit dem Zeitalter der Aufklärung wurde der Verstand zum Gott erhoben. "Ich denke, also bin ich". Rationalität, Vernunft werden seitdem hoch gepriesen und die unberechenbare Weisheit der Intuition wurde verteufelt, Frauen als Hexen verfolgt. Auch die Wertschätzung für Mutter Erde schwand, ihre Ausbeutung stand im Vordergrund. Das Weibliche wurde als bedrohlich angesehen mit der Fähigkeit, ganzheitlich wahrzunehmen und ebenso zu heilen. Gefühle galten als irrational und schwach, letztendlich galt das Weib als schwach. Es war mit Verführungskünsten ausgestattet, die wiederum den Mann schwächen konnten.

Sind die Männer schuld?

Jetzt kann man es sich leicht machen und sagen, die Männer sind an allem schuld, sie haben ihre Macht missbraucht. Ist das wirklich so? Vielleicht gab es auch Zeiten, in denen die Frauen ihre Macht missbraucht haben. Zeiten, in denen Frauen aufgrund ihrer Gebärfähigkeit höher als Männer bewertet wurden. Sie erschufen das menschliche Leben und der Anteil der Männer daran war nicht (mehr) bekannt. Vielleicht wurde Ihnen auch noch mehr Macht zugeschrieben in ihrer natürlichen Verbindung mit der Erde und ihrer Fruchtbarkeit. Und daraus entstand das Ungleichgewicht: eine Überheblichkeit der Frauen und eine Unterdrückung der Männer. Weil die männlichen und weiblichen Kräfte nicht mehr im Einklang lebten und handelten, resultierten daraus Mangelzustände. Möglicherweise haben Naturkatastrophen dafür gesorgt und plötzlich war nicht mehr genug für alle da. Das Ansehen der Frauen und ihrer Macht sank. Die Männer setzen ihre körperliche Überlegenheit ein um zu kämpfen, zu erobern und den Mangel zumindest in der zugehörigen Gruppe zu beseitigen. Und so begann die lange Zeit des Patriarchats.

Das ist meine intuitive Hypothese. Könnte es so gewesen sein? Was empfindest Du als Wahrheit? 

Vielleicht hat sich daraus im weiblichen Kollektiv eine Art Schuldgefühl gebildet. Schuld daran, die Männer gering geschätzt zu haben. Schuld an dem daraus entstandenen Mangel. Und dazu kam die körperliche Unterlegenheit, die ein "sich-zur-Wehr-setzen" unmöglich machte. Letztendlich haben viele Frauen an die Überlegenheit der Männer geglaubt. Sie haben das Spiel mitgemacht, indem sie ihre eigenen Kinder in diesem Glauben erzogen haben. Irgendwann war es auch nicht mehr möglich, etwas dagegen zu unternehmen. Frauen hatten kaum noch Rechte, nur durch einen Ehemann. Der Mann hatte das Recht über die Finanzen, über die Kinder und durfte seine Frau körperlich züchtigen. Im Falle einer Heirat z.B. wurde um die vorletzte Jahrhundertwende einer Frau sofort die Arbeitsstelle gekündigt. Bis in die 70ger Jahre hinein durfte eine Frau nur berufstätig sein, wenn der Ehemann es erlaubte. Frauen waren fast völlig abhängig von ihren Ehemännern. 

Die Reaktion der Frauen auf die Unterdrückung

In der Folge haben sich bei den Frauen bestimmte Verhaltensmuster entwickelt. Frauen gelten manchmal als zickig, sie meckern, regen sich über Kleinigkeiten auf. So wird das Verhalten von Männern wahrgenommen, häufig von den Frauen selbst auch. Doch worum geht es dabei? Vielleicht, berechtigte Bedürfnisse anzumelden und durchzusetzen? Und das schaffen viele Frauen nicht in einer selbstbewussten Art und Weise. Vielleicht weil sie von vorne herein damit rechnen, sowieso kein Gehör zu finden. Da kommt eher ein aggressives "Du hast schon wieder Deine Sachen überall hingeworfen" oder "kannst Du nicht endlich mal den Müll runter bringen!" Das sind Kommunikationsmuster, die durch ihre Verallgemeinerung und den anklagenden Charakter der Vorwürfe ebenfalls Aggressionen und Missverständnisse hervorrufen. Dadurch werden Frauen in ihren Bedürfnissen nicht ernst genommen. Ein anderes Verhaltensmuster wäre die Manipulation. Ich ertappe mich auch dabei, indem ich bald ablaufende Kühlartikel vorne im Kühlschrank plaziere, damit mein Freund sie vor dem Verfall isst. Männer finden ja bekanntlich im Kühlschrank nur Offensichtliches. Oder auch eine "Notlüge", z.B. die berühmten Kopfschmerzen bei dem Wunsch des Mannes nach Sex. Welche Frau würde schon offen sagen, dass sie einfach keinen Bock entweder auf Sex oder sogar generell auf Sex mit ihrem eigenen Partner hat? Das sind kleine Beispiele dafür, dass Frauen im Laufe der Jahrhunderte Strategien entwickelt haben um ihre eigenen Aggressionen los zu werden und ihre Bedürfnisse auf auszudrücken und durchzusetzen. Auch damit machen Frauen sich selber klein aus einer Hilflosigkeit heraus. Gibt es Hoffnungen auf Lösung für dieses Ungleichgewicht?

Sollen Frauen wie Männer werden?

Seit mehr als 100 Jahren kämpfen die Frauen inzwischen um die Gleichberechtigung. Allerdings bedeutet das für viele ganz automatisch, so zu sein wie die patriarchalen Männer. Also ebenfalls die Autorität des Intellekts, das Leistungsstreben und das Trennungsbewusstsein zu favorisieren. Es ist ja auch schwierig, bei einer Überzahl von Männern in Führungspositionen und in Vorstandsetagen die urweiblichen Fähigkeiten einzubringen. Damit kann man keine von Männern definierte Führungsposition ausfüllen. Und ist das wünschenswert? Wo wollen wir hin? Weiter Kriege führen um vermeintlich knappe Ressourcen, die Erde ausbeuten, immer mehr Besitz anhäufen um eine Scheinsicherheit zu kreieren?

Es ist ja - wie oben erwähnt - so, dass wir jeweils die weibliche und die männliche Seite in uns tragen. Und adäquat den gesellschaftlichen Normen eine davon zumindest teilweise ablehnen. Bei Frauen zeigt sich das einmal durch die unklare, verdeckt aggressive Art, wie sie ihre Bedürfnisse durchsetzen wollen. Ich darf nicht fordernd und klar - also "männlich" - sein. Oder durch die reine Konzentration auf den Intellekt. Ich habe vorhin noch einen Videoausschnitt von Robert Betz gesehen. Er beschreibt es kurz und knackig so: "1. - 2. - 3. - umsetzen!" Und bei manchen Männern zeigt es sich, indem sie nur kämpferisch, dominant auftreten und ihre weibliche, intuitive mitfühlende Seite verleugnen. Sich auf Statussymbole stürzen, um ihren eigenen Wert (der auf Leistung beruht) zu demonstrieren. Oder das umgekehrte Prinzip der Verleugnung aggressiver Kraft im Warmduscher, Frauenversteher. Auf beiden Seiten ist ein Ungleichgewicht entstanden, quasi eine Amputation wertvoller Anteile. Frauen (bzw. die weiblichen Anteile) fühlen sich in ihrer nährenden, intuitiven, Geborgenheit schenkenden Kraft nicht gesehen und gewürdigt. Männer (bzw. die männlichen Anteile) versuchen so zu tun, als ob sie immer stark seien und alles mit ihrem Verstand wuppen könnten. Sich nie nach Geborgenheit sehnen würden. 

Ich habe die Erscheinungsweisen von männlich und weiblich etwas plakativ dargestellt. Natürlich sind nicht alle Frauen manipulativ und alle Männer leistungsorientiert. Meine Ausführungen sollen einfach zum Nachdenken und Nachspüren anregen. Was ist Deine persönliche und gesellschaftliche Wahrheit? Wie erlebst Du es?  

Männlich und Weiblich vereint

Was wäre, wenn Mann und Frau wieder ihre jeweils ureigene Kraft spüren könnten? Ihre so wertvollen Gaben anerkennen könnten? Wenn Frauen selbstbewusst ihre Intuition leben und Geborgenheit geben. Wenn Männer ihre klare zielgerichtete Kraft einsetzen ohne Leistungsstreben, ohne immer funktionieren zu müssen. Wenn wir das uralte Gleichgewicht der Kräfte von männlich und weiblich im Innen und im Außen gemeinsam wieder herstellen können. Ohne Angst vor Ablehnung in einer tiefen Verbindung und Wertschätzung mit uns selbst und dem Anderen.

Letztendlich ist wieder die Liebe der Schlüssel. Selbstliebe zu allen unseren Facetten, den männlichen und weiblichen Anteilen gleichermaßen. Alles wird anerkannt, alles darf sein und jede (m,w,d) darf sein. Die Ganzheit würdigen, wieder Neugierde entwickeln auf die eigenen Fähigkeiten, auf die des Gegenübers. Ein Bewusstsein seiner selbst entwickeln, sich selbst würdigen und anerkennen. Mitgefühl für sich selbst und den Anderen mit den Wunsch, dass es jedem Wesen auf der Erde gut geht. Wenn wir unsere Herzen führen und den Kopf ausführen lassen. Wenn jeder Mensch das tut, was wirklich seinem Herzenswunsch und seinen Fähigkeiten entspricht. Daraus kann eine Harmonie der weiblichen und männlichen Anteile in einem selbst entstehen. Wir lassen uns vertrauensvoll auf die Führung unseres Herzens und unserer Seele ein. Aus dieser Führung heraus entsteht die männliche geprägte Struktur, die Tatkraft zur Umsetzung der Impulse. Dann könnten wir gemeinsam Lösungen finden, um für alle das Beste zu erschaffen. Vielleicht nicht heute, nicht morgen. Aber wenn wir daran glauben, danach handeln, unseren Fokus darauf ausrichten, kann es uns gemeinsam gelingen. Dann können die weiblichen Anteile gemeinschaftliche Visionen entwickeln und die männlichen die konkreten Ziele planen und deren Ausführung in die Hand nehmen.  

Und trotz der ganzen Stürme im Außen sind viele von uns schon auf diesem Weg. Auf dem Weg der Selbsterkenntnis, der Entwicklung unserer Fähigkeiten, des Ausdrucks und Lebens unserer eigenen Wahrheit in einem friedlichen Miteinander. Mit dem Wunsch und der festen Absicht, für alle gemeinsam eine lebensfreundliche Welt aufzubauen. Achte mal darauf, wie viele Menschen Dir pro Tag zulächeln! Das ist jedes Mal eine freundliche, wohlwollende Begegnung. Du kannst schon mit Deinem Lächeln, mit Deiner Aufmerksamkeit zu einem liebevollen Miteinander beitragen.  Überlege, was Dir sonst noch einfällt! Auch hier: folge Deinem Herzen! Ich wünsche uns viel Freude, Offenheit und Erfolg dabei!

 

Nachtrag:

Wenn ich intuitiv hineinspüre in die ganze Geschichte der Menschheit, der Erde, der Erfahrung von Dualität zum Beispiel im Männlichen und Weiblichen, dann war diese Entwicklung von einer übergeordneten Instanz - ich nenne sie die göttliche Quelle - so gewollt. Und wir haben uns auf seelischer Ebene entschlossen, in vielen Inkarnationen diesen Prozess mit zu erleben. Es ist nichts Falsches daran, nur neutrale Erfahrung aus der Sicht der göttlichen Quelle und der Sicht der Seele.  Aus dem Gleichgewicht und der Einheit zwischen männlich und weiblich heraus kam es zu dem Ungleichgewicht, zur Trennung. Jetzt sind wir dabei, die Trennung wieder in ein Gleichgewicht zu führen. Ich empfinde es wie ein Ein- und Ausatmen der Schöpfung. Gleichgewicht und Einheitsbewusstsein = Einatmen, Ungleichgewicht und Trennung = Ausatmen. Und so ist dieser Zyklus möglicherweise nicht der Einzige. Und mit dieser Vorstellung entsteht ein Frieden in mir im Angesicht dieser Harmonie der Schöpfung.

 

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Kommentare

Katya
Vor 14 Tage

Ein wunderschöner Beitrag, der viele wertvolle Impulse gibt. Ich spüre, dass die Harmonie zwischen männlichen und weiblichen Anteilen ein Schlüssel für innere Balance und authentisches Leben ist. Letztendlich geht es darum, in sich selbst das Gleichgewicht zu finden - zwischen Intuition und Struktur, Hingabe und Tatkraft, Weichheit und Klarheit. Wer diesen Einklang in sich lebt, trägt ihn auch nach außen. Danke für die Inspiration!