Kennst Du dieses Sprichwort? Was Du nicht willst das man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu! Wie oft habe ich das in meiner Kindheit gehört! Identifizierst Du Dich mit der Wertvorstellung, die dahinter steckt? Also anders gefragt: gehst Du davon aus, dass genau das für einen anderen Menschen gut oder schlecht ist, was für Dich gut oder schlecht ist? Um es mal auf die Spitze zu treiben: was würden ein Masochist und ein Sadist dazu sagen? Es ist es nicht so einfach, wie sich dieser Grundsatz anhört. Aber lass uns mal genauer hinschauen. Wir nehmen dabei auch den positiven Umkehrschluss des Sprichwortes unter die Lupe: mit dem, was für mich gut ist, tue ich auch für den anderen etwas Gutes. Vielleicht findest Du das jetzt auch banal, doch ich lade Dich ein, die Tiefen DEINER Gefühle zu erforschen!

Ich habe die Extreme Sadist und Masochist gewählt, weil beide nun wirklich konträre Bedürfnisse haben. Ein Sadist empfindet Lust beim Quälen eines anderen Wesens und ein Masochist dann, wenn ihm Schmerzen zugefügt werden. Die Werte aus dem Sprichwort sind hier also nicht umzusetzen. Ich finde auch, mit diesem Sprichwort macht man es sich in zweifellos guter Absicht einfach. Die Frage ist, auf welcher Ebene handle ich nach diesem Grundsatz? Ich zum Beispiel mag keine Milch. Ich würde sie meinen Mitmenschen aber trotzdem anbieten und nicht davon ausgehen, dass ich sie damit schlecht behandle. Ich kann differenzieren und anerkennen, dass Menschen unterschiedliche kulinarische Vorlieben haben. Das ist noch sehr einfach, wahrscheinlich gehen die meisten Menschen davon aus, dass nicht jeder den gleichen Geschmack hat. Es läge ihnen fern, hier schon diese Wertvorstellung zugrunde zu legen.
Doch gehen wir mal einen Schritt weiter: das Thema Umarmungen zur Begrüßung und zur Verabschiedung. Wirst Du gerne umarmt? Von jedem Menschen in Deinem Umfeld oder nur von einigen? Jedes Mal oder manchmal nicht? Magst Du auch Umarmungen von wildfremden Menschen? Du siehst, hier wird es komplizierter. Wenn Du - in welchen Fällen auch immer - gerne umarmt wirst, kannst Du nicht davon ausgehen, dass es anderen Menschen auch so geht. Hier kommen sowohl allgemein als auch situativ individuelle Bedürfnisse ins Spiel. Und Du würdest sicher nicht denken: ich werde gerne umarmt, also geht es anderen genauso und ich behandle sie schlecht, wenn ich sie nicht umarme. ???? Frag Dich mal, wie Du das siehst! Oder stell Dir einen Menschen vor, der Umarmungen höchstens von seinem Partner/seiner Partnerin mag. Wenn er gegenüber jedem anderen diese Abneigung klar zum Ausdruck bringen kann, wird er seinen eigenen Bedürfnissen gerecht. Allerdings ist es möglich, dass dieser Mensch es z.B. aus Angst vor Ablehnung nicht äußert und häufig seine Grenzen überschreiten lässt mit Umarmungen. Oder auch, dass jemand diese Grenze einfach nicht akzeptiert. Vielleicht weil diese Person es entweder nicht glauben kann oder die Grenze aufgrund ihres eigenen Bedürfnisses nach einer Umarmung ignoriert.
Auch kulturelle Unterschiede bieten gute Beispiele. Das Thema Pünktlichkeit: in Deutschland ist es üblich, pünktlich zu Terminen oder Verabredungen zu erscheinen, in vielen anderen Ländern nicht. Ich habe in irgendeinem Reisebericht über ein südliches Land mal gelesen, dass ein deutsches Ehepaar pünktlich zu einer Essenseinladung in diesem Land (ich weiß nicht mehr, ob es Südamerika oder im südlichen Asien war) erschienen ist. Die Gastgeber waren unangenehm berührt weil es dort üblich war, mindestens eine halbe Stunde nach dem festgesetzten Termin zu erscheinen. Das eingeladene Ehepaar ist also davon ausgegangen, dass Unpünktlichkeit schlecht wäre, weil sie selber nach diesen Wertvorstellungen leben.
Es ließen sich noch viele Begebenheiten finden, wo der Grundsatz nicht eins zu eins umzusetzen ist. Und sicher sind viele Menschen fähig zu differenzieren und Missverständnisse mit einer Erklärung und einer Entschuldigung aus dem Weg zu räumen. Was die kulturellen Unterschiede angeht, kann man sich vor dem Aufenthalt in einem anderen Land oder dem Kontakt mit entsprechenden Menschen informieren.
Aber kennst Du das auch: Du willst etwas tun weil Du davon überzeugt bist, dass es nach allgemeinen Regeln gut ist? Oder vielleicht auch ganz spezifisch Deinem Gegenüber gut tut? Beziehungsweise, es wäre schlecht, wenn Du es unterlassen würdest? Du überrascht jemanden mit einem Besuch weil Du selber Dich auch freust über Besuche, egal ob angemeldet oder unangemeldet. Die Bekannte lässt Dich zwar eintreten und hat auch Zeit, scheint aber überhaupt nicht erfreut zu sein. Du hast den Eindruck, dass sie es nur der Höflichkeit wegen getan hat. Wie fühlst Du Dich? Enttäuscht? Zurückgewiesen mit Deiner guten Absicht? Oder kannst Du ganz neutral reflektieren, dass es für Dein Gegenüber so nicht gut war und das Thema ansprechen? Häufig hinterlassen solche Erlebnisse, wenn wir voller Elan eine gute Absicht verwirklichen wollen, einen Stich, einen Schmerz in uns. Schau bei der nächsten Gelegenheit mal, ob das bei Dir auch so ist! Und woher dieser Schmerz kommt, denn ohne eine ähnliche Erfahrung der Zurückweisung - meist aus der Kindheit - würdest Du keinen Schmerz verspüren. Wo wurde Deine gute Absicht nicht gewürdigt? Wo hast Du voller Liebe gegeben und es wurde nicht gesehen? Du wurdest nicht gesehen! Diese Hinweise sind wertvoll, um jetzt Deine Schmerzen von damals zu heilen.
Und mit dem Stichwort "Liebe" jetzt komme ich nochmal auf die Ebene zurück, auf der das Sprichwort trotzdem seine Berechtigung hat: die Liebe als Maßstab unserer Handlungen. Erstmal die Liebe zu Dir selbst. Wäge genau ab, was Du zu tun bereit bist, ohne Deine Grenzen zu sehr zu überschreiten. Wenn Du z.B. Umarmungen von einer bestimmten Person nicht möchtest, sie auch nicht zu dulden. Oder die Bitte um eine Hilfeleistung abzulehnen, weil Du genau weißt, dass es Dich überfordern würde. Vielleicht auch, der Bitte zu entsprechen trotz Überforderung, eben weil Du Dich auch einmal aus Liebe überfordern kannst. Schwierig, oder?
Es kann dabei keinen allgemeinen Maßstab geben, sondern immer nur eine situative Entscheidung. Und wer trifft die schon immer für sich passend? Wenn Du eine Bitte um Hilfe ablehnst kann es gut sein, dass Du Dich danach schlecht fühlst und denkst: " ach, so schlimm wäre es schon nicht geworden". Kannst Du Dir in Selbstliebe Deine Entscheidung verzeihen? Sei dir immer dessen bewusst, dass Du in dem Moment der Entscheidung die Bestmögliche getroffen hast! Wichtig ist auf jeden Fall die Kommunikation. Also mit sich selbst zu klären was geht und was nicht und auch für das Gegenüber klar zu kommunizieren. Im Beispiel des unangemeldeten Besuches kannst Du als Besucherin erklären, dass Du selber immer gerne besucht wirst. Die Bekannte könnte z.B. sagen, dass ihr unangemeldeter Besuch Stress bereitet. Damit wären Missverständnisse um unterschiedliche Bedürfnisse und Vorlieben dem Weg geräumt.
Manchmal möchten wir jedoch ein Bedürfnis nicht ansprechen bzw. ein Missverständnis nicht klären aus Angst, unser Gegenüber damit zu verletzen. Oder aus Angst, dass die Person uns ja doch nicht verstehen wird, unsere Erklärung nicht akzeptieren wird. Was dann? Da bleibt auf jeden Fall ein schales Gefühl zurück. Du gehst ständig über Deine Grenzen und kannst das wahrscheinlich weder Dir selbst noch der anderen Person verzeihen. Und redest Dir dann auch noch ein, dass es so schlimm ja gar nicht ist. Meistens geschieht das in Beziehungen, in denen wir uns in einer emotionalen oder sachlichen Abhängigkeit befinden. Also bei Eltern, Geschwistern, Partnerinnen, Chefinnen, Kollegen. Und auch da ist es - wie weiter oben schon beschrieben - so, dass Kindheitsthemen, alte Verletzungen angetriggert werden. Denn in der Kindheit waren wir abhängig und es ging gefühlt um unser Leben. Wir hatten Angst vor Zurückweisungen, vor dem nicht-angenommen-werden. Wir wollten alles tun bzw. dulden, damit unsere engen Bezugspersonen uns liebten. Denn die Liebe bot uns Sicherheit in unserer Abhängigkeit. Und immer, wenn jetzt im Erwachsenenleben die Trigger auftauchen, ist das eine Chance, die alten Verletzungen zu erlösen. Das Leid von damals meldet sich immer wieder und das Kind von damals will gesehen und geliebt werden. Jetzt ist die Gelegenheit, diesem Kind, diesen kindlichen Anteilen in Dir DEINE Liebe zu geben! Versuche nicht, Deine Reaktionen auf die Trigger im Außen abzulehnen, zu negieren, klein zu reden! Sie sind wertvolle Hinweise um dem Kind das Du mal warst, nachträglich Geborgenheit zu geben und zu heilen.
Und diese Selbstheilung führt dich in die Freiheit Deines Seins, Deiner ganzen unbegrenzten Möglichkeiten, Deiner Fähigkeiten! Die Heilung erlöst Dich von der Angst, nicht gut genug zu sein, der Liebe nicht wert. Lass den Mut in dir zu, hinzuschauen! Ich unterstütze Dich gerne mit meiner Arbeit, wobei besonders die Transformation in den Zeitlinien für eigene Themen und die der Ahnen heilsam wirkt. Schicht für Schicht legen wir durch die Befreiung von der Angst, den inneren Begrenzungen Deine Potentiale frei! Dein Leuchten ist so wertvoll für unsere Welt.
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