Schuld, Scham und Verantwortung

Hast Du Dich schon einmal gefragt, wie  Schuld, Scham und Verantwortung zusammen hängen? Wie erlebst Du Schuld und Scham? Oft spüren wir ein diffuses unangenehmes Gefühl, vielleicht auch Machtlosigkeit und Kleinheit. Das sind Empfindungen, die sehr gerne verdrängt werden, eben weil sie so unangenehm sind. 

Und Verantwortung? In den Medien können wir manchmal hören oder lesen, dass eine bestimmte Organisation die Verantwortung für einen Terroranschlag übernimmt. Ich finde, das sind großspurige Worte mit nichts dahinter. 

Lass uns dem genauer auf den Grund gehen!

Ein Beispiel für die Dynamik und den Sinn von Schuld, Scham und Verantwortung: stell Dir vor,  Du bist bei Freunden zu Besuch und kippst im Gestikulieren ein Glas Rotwein um, direkt auf die weiße Tischdecke. Rotwein geht schlecht raus, wie vielleicht einige von Euch wissen. Wie gehst Du damit um? Beschuldigst Du Dich (laut oder leise) für Deine Ungeschicklichkeit und fühlst Dich wie gelähmt vor Schuld und Scham? Oder wirst Du aktiv und übernimmst die Verantwortung indem Du schnellstens Salz holst, um das Maleur so gering wie möglich zu halten?

Spür mal rein, wenn Du Dir sagst: ich bin schuld. Wie schon oben erwähnt, fühlt es sich für mich eher nach Machtlosigkeit und Kleinheit an. Es ist direkt ein körperliches Sich-Zusammenkrümmen und ein Erstarren. Das Gefühl der Scham ist nach meinem Empfinden schwer davon zu trennen, denn meistens geht es mit dem Schuldgefühl einher, ist eine Folge davon. Scham ist eines der unangenehmsten Gefühle die wir kennen, das wir oftmals auch nicht benennen (können). Und gleichzeitig kann die Scham dazu führen, dass wir die Verantwortung für unsere Fehler übernehmen. Verantwortung übernehmen heißt meiner Ansicht nach nicht nur, sich in einem ersten Schritt zu einer Tat zu bekennen mit der wir jemandem geschadet haben. Das ist das Vorgehen der Terrororganisationen, die ja in ihren Augen auch gute Absichten haben und keinen Fehler darin sehen zu zerstören und/oder Menschen zu schaden.

Es geht im zweiten Schritt darum zu versuchen, den Fehler zu korrigieren oder, falls das nicht möglich ist, etwas zu tun um den Schaden auszugleichen. Von daher ist die Scham wertvoll, denn durch eine Wiedergutmachung kommen wir raus aus dem Gefühl, machtlos zu sein. Der Fehler ist passiert und es bleibt unangenehm, doch durch unser sinnvolles Tun gewinnen wir unsere Selbstwirksamkeit zurück. Das führt zu einer Erleichterung und zu einem Gefühl, wieder aufrecht zu sein. Das ist ganz wörtlich zu verstehen, denn der Körper kommt aus seiner Erstarrung und wir richten uns auf.  

Fatal ist es, in Schuld und Scham stecken zu bleiben. Kennst Du das auch, sich noch Jahre oder Jahrzehnte an ein Ereignis zu erinnern, wo Du (vermeintlich) Schuld auf dich geladen hast und dessen Du Dich heute noch schämst? Schau mal zurück was Dir einfällt. Und ich vermute, dass es immer etwas ist, wofür du nicht um Verzeihung gebeten hast bzw. es nicht konntest und das Du auch nicht ausgeglichen oder wieder gut gemacht hast. Wo Du also aus irgendwelchen Gründen keine Verantwortung übernommen hast. Das kann uns sehr lange nachhängen. 

Besonders schlimm ist, wenn es sich um Begebenheiten aus der Kindheit handelt. Denn da wurden wir häufig von Erwachsenen beschämt für ein Verhalten, an dem absolut nichts verwerflich war. Jemand hat mir erzählt, dass er als elfjähriger in einer Ferienanlage vergessen hatte, die Toilettenspülung nach einem großen Geschäft zu betätigen. Sein Vater kam zum Pool, wo er mit mehreren Kindern spielte und fragte diese anderen Kinder, ob sie auch immer die Toilettenspülung nicht betätigen würden. Dieser Junge schämte sich sowohl für seinen Vater als auch für sich selbst und war fassungslos angesichts dieser öffentlichen Demütigung, die sein Vater völlig geplant herbeigeführt hatte. Das bleibt im (Körper-) Gedächtnis und zerstört bei Wiederholung sukzessive auch das Vertrauen in den Elternteil.

Andere Beispiele: Wurdest Du ausgelacht, wenn Du geweint hast? Dafür, unabsichtlich etwas kaputt gemacht zu haben? Oder Dich in Gesellschaft anderer Menschen nicht "richtig" benommen zu haben? Es gab oft in der Kindheit viele solcher Gegebenheiten. Wo Du noch viel zu klein warst, die Folgen Deines Tuns zu bedenken und einfach impulsiv gehandelt hast. Wo die Erwachsenen von Deinem kindlichen Verhalten überfordert waren oder glaubten, Dich zu schützen, wenn sie ein bestimmtes Verhalten missbilligten und Dich (möglicherweise unbewusst) demütigten. 

Diese ganzen kleinen Verletzungen werden gespeichert und quälen uns noch als Erwachsene. Wir waren damals zum großen Teil völlig machtlos gegenüber der Situation und den daraus resultierenden Schuld- und Schamgefühlen. Und dann entsteht in Dir als Kind die Überzeugung, dass Schuld nicht ausgeglichen werden kann. Du fällst auch als erwachsener Mensch immer wieder in das Gefühl der Machtlosigkeit, der Erstarrung in Schuld und Scham. Das sind bindungstraumatische Erfahrungen, die das Vertrauen in Deine Selbstwirksamkeit stark erschüttern. "Ich kann nichts tun, ich bin nicht gut genug!" Damit hast Du Dich in eine Opferhaltung begeben um Dich vor weiteren Demütigungen und vor dem Ausschluss aus der Gemeinschaft zu schützen. Bevor Du etwas falsch machst, tust Du lieber  gar nichts. 

Doch es ist sehr wichtig, dass Du Deine Selbstwirksamkeit und Selbstverantwortung wieder entdeckst und lebst!  Denn nur so öffnet sich der Weg um Deine Talente und Gaben vollumfänglich angstfrei zu leben und sie Dir und der Welt zu schenken! 

Wenn dieser Beitrag bei Dir auf Resonanz stößt, dann suche Dir eine gute Traumatherapeutin. Informiere Dich über (Bindungs-) Trauma und die physischen und psychischen Auswirkungen. Eine sehr gute Adresse ist Verena König mit ihrer Website www.verenakoenig.de.

Und auch ich unterstütze Dich gerne mit meiner spirituellen Arbeit auf dem Weg zu Deiner Ganzheit!

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